Stärkung des Theaters im ländlichen Raum und offener Heimatbegriff

Fotohinweis:
Der Theater-Club Kattendorf gewann 2018 den Deutschen Amateurtheaterpreis amarena in der Kategorie „Gesamtwirken eines Amateurtheaters“. Das Foto zeigt die Gruppe Twilight in ,,Die Schöne und das Biest“, 2017.

Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT) nimmt Vielfalt in den Blick

Am 30./31. März trafen sich rund 60 Vertreterinnen und Vertreter der 18 Mitgliedsverbände des Bundes Deutscher Amateurtheater (BDAT) in Berlin zu Austausch und Fortbildung, zuvor tagte das Bundespräsidium. Präsident Simon Isser und Geschäftsführerin Irene Ostertag sagten zum Abschluss des Treffens: „Wir sind mit unseren bundesweit mehr als 2.500 Mitgliedsbühnen, darunter zwei Drittel in der so genannten Provinz, Experten für das „Theater in ländlichen Räumen“.

Die Bühnen stehen für ein breites künstlerisches Spektrum im bürgerschaftlichen Engagement, sie bieten kulturelle Teilhabe sowie Gestaltungsmöglichkeiten und übernehmen oftmals die kulturelle Grundversorgung, gerade in strukturschwachen Regionen. Der „Dramatischer Verein Bürgerliche Komödiantengesellschaft 1686 Biberach e.V.“ (Baden-Württemberg), der seit mehr als 330 Jahren kontinuierlich Stücke inszeniert und der Theater-Club Kattendorf (Schleswig-Holstein), in dem ein 850-Seelen-Dorf gemeinsam ein eigenes Theater bespielt, sind Beispiele dafür.

Diese gesellschaftliche und kulturelle Leistung muss noch stärkere kulturpolitische Anerkennung finden, auch in der finanziellen Förderung von Amateurtheaterstrukturen.“ Damit Politik auf Bundes- und Länderebene fachlich fundierte Entscheidungen treffen können, sei es notwendig, den BDAT und seine Mitgliedsverbände als erfahrene Partner an politischen Debatten und Entscheidungsvorlagen zu beteiligen, bekräftigte Präsident Isser für das Bundespräsidium.

Vielfalt wagen!

Vielfalt zeigt sich auch jenseits urbaner Zentren, so existiert nicht „der“ ländliche Raum, sondern verschiedene ländliche Räume mit unterschiedlichen Voraussetzungen. Das Thema „Vielfalt und Inklusion“ bildete einen Schwerpunkt des Verbandstreffens.

Was bedeutet Inklusion für die Amateurtheaterarbeit, wo stehen die Verbände und Bühnen derzeit, welche Entwicklungen und Grenzen gibt es? Der Austausch machte deutlich, dass sowohl das Verständnis von Inklusion als auch die Möglichkeiten der Beteiligung von Menschen in den Verbänden und Mitgliedsbühnen sehr divers sind. Für das Amateurtheater in Deutschland kann festgestellt werden, dass Inklusion eine breite künstlerische, soziale und gesellschaftliche Spannbreite hat: Ob Menschen mit körperlichen und/oder seelischen Beeinträchtigungen, Akteure mit Migrationshintergrund aus unterschiedlichsten Kulturkreisen, Frauen und Männer, queere Menschen, Alt oder Jung, Unternehmer*innen oder Arbeitslose: Alle Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, sind im Amateurtheater willkommen. Der BDAT und seine Mitgliedsverbände geben Interessierten gern Auskunft, welche Beteiligungsmöglichkeiten es gibt.

Ein weiteres Feld, das der Verband stärker in den Fokus nimmt, ist das Thema „Heimat“. So positioniert sich der Verband klar gegen eine Instrumentalisierung des Begriffes und setzt sich für ein offenes Verständnis ein, auch in Hinblick auf transkulturelle Perspektiven. Veranstaltungen wie das Gesamteuropäische Seniorentheater-Festival „stAGE!“ (16. bis 19. Mai 2019 in Esslingen / Baden-Württemberg), das internationale Festival „Theaterwelten“ (20. bis 23. Juni 2019 in Rudolstadt / Thüringen) und das Volkstheaterfestival „Wurzelwerk“ (12. bis 15. September 2019 in Sömmersdorf und Geldersheim / Franken) sind Beispiele für Theaterbegegnungen, die künstlerische Reflexion ebenso im Blick haben wie gesellschaftlichen Diskurs zu Heimat und Vielfalt sowie kulturpolitische Debatten.

Mehr unter www.bdat.info / www.theaterwelten.info